Für den heutigen Projekttag hatte ich geplant die in den letzten Tagen im Rollenspiel geübten Höflichkeitsformen mit einem tatsächlichen Ereignis zu kombinieren.
Da heute die Feier eines Geburtstages auf dem Plan stand, überlegte ich mir das Geburtstagskind als Gastgeber und die restlichen Kinder als Gäste auftreten zu lassen.
Dafür stellte ich Einladungskarten her, die das Geburtstagskind an die restlichen Kinder verteilte. Auf den Karten stand folgendes:
Einladung
Gruppenraum 123 A
Nach dem Mittagessen
Beim Mittagessen waren sowohl der "Gastgeber", als auch die "Gäste" sehr aufgeregt. Vor allem die Gäste fragten mich ständig, was genau stattfinden würde. Der Gastgeber und ich behielten dieses Geheimnis für uns und verließen das Mittagessen schon etwas früher, um den Gruppenraum vorzubereiten. Wir schmückten den Raum mit Krepppapier-Girlanden, deckten den Tisch mit Servietten und stellten den Kuchen bereit.
Im Vorhinein hatte ich mit Moritz besprochen, dass die Kinder in 4er-Gruppen zum Gruppenraum kommen und an der Tür klopfen sollten, damit nicht alle Kinder gleichzeitig kämen und der Gastgeber Zeit hätte die Gäste in Empfang zu nehmen.
Allerdings waren die Gäste so aufgeregt, dass sie zwar klopften, anschließend aber sofort in den Raum stützten und der Gastgeber in seiner Aufregung ebenfalls vergaß seine Gäste zu begrüßen. Den Gästen wurden dafür ihre Plätze zugewiesen. Anschließend waren die Kinder verunsichert, wie es nun weitergehen sollte und es entstand eine längere Phase der Pause und Unruhe. Erst singen, Geschenk oder Kuchen? Der Gastgeber entschied sich gegen ein Lied und für die Geschenke. Nachdem diese ausgepackt und sich bedankt wurde, verteilte der Gastgeber Kuchenstücke.
Nachdem ich die Kinder weites gehend alleine agieren ließ, schaltete ich mich zwischendurch ein und fragte die Kinder, wie es ihnen bisher gefallen hätte.
Der Großteil der Kinder sagte schlecht, weil es so unruhig sei. Diesen Umstand nutzte ich die Kinder zu fragen was sie sich vom Gastgeber wünschen würden und was sich der Gastgeber andersherum von den Gästen wünscht.
Die Gäste wünschen sich, dass der Gastgeber...:
- einen richtig begrüßt
- zu allen Gästen gleich nett ist
- einem sagt was man machen darf und was nicht
Der Gastgeber wünscht sich, dass die Gäste...:
- freundlich sind
- nicht so laut sind und zuhören
- auf einen hören
Auf meine Frage was die Kinder denken würden, was das mit dem Familienprojekt zu tun hätte, antworteten die Kinder:
- Weil es ein Geburtstag ist und Geburtstage gibt es in allen Familien
- Es ist eine Feier und Familien feiern ganz unterschiedlich
- Wir waren eingeladen und man wird auch manchmal woanders eingeladen und ist zu Besuch
Auch wenn ich eigentlich geplant hatte, dass die Kinder die zuvor geübten Umgangsformen innerhalb dieser Feier direkt anwenden könnten und dies nun anders verlief, war dieses Erlebnis trotzdem sehr lehrreich für die Kinder und mich.
Für künftige Anleitungen würde ich allerdings überlegen, ob es vielleicht sinnvoller wäre, wenn ich in der Rolle des Gastgebers aufträte und die Kinder als Gäste agierten, da ich das Gefühl hatte, dass die Kinder mit beiden Rollen gleichzeitig etwas überfordert waren. Durch mein Auftreten wäre das Rollenspiel wahrscheinlich klarer etabliert und ich könnte positives sowie negatives Gastgeberverhalten einfließen lassen und im Anschluss mit den Kindern in die Auswertung gehen.
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