6. Projekttag - Neue Gesichter

Nachdem Moritz in der letzten Woche das Familienprojekt mit den Kindern begonnen hatte, kam ich heute dazu. Während der Kreiszeit stellte mich Moritz den Kindern zunächst vor. Anschließend berichteten die Kinder, was sie bereits zum Projekt gemacht hatten.

Die Kinder erzählten mir, dass sie ein Spiel gespielt hätten, bei dem Moritz immer Fragen gestellt habe und die Kinder in den Kreis gehen konnten, wenn es auf sie zutraf.
Sie zählten auf, an welche Fragen und/oder Antworten sie sich noch erinnern konnten:

- Ein Kind dieser Gruppe hat 7 Halb-, Stief- und leibliche Geschwister - so viele hat kein anderes Kind in der Gruppe.
- Einige Kinder haben ihre Geschwister oder andere Verwandte, wie Cousins und Cousinen in der Schule und/oder im Hort.
- In unserer Gruppe gibt es viele Kinder, die noch eine andere Sprache sprechen.

Ich fragte sie, was für sie Familie sei und die Kinder antworteten wie folgt:

- In einer Familie ist man nie allein und hat immer jemanden zum Reden.
- Eine Familie kann mit Eltern und vielen oder wenigen Kindern sein.
- Zu einer Familie gehören nicht nur die Eltern und Kinder, sondern vielleicht auch Oma und Opa, und Cousinen und so.
- Manche Familien wohnen nicht zusammen (weil die Eltern getrennt sind).
- Es gibt auch zwei Mamas und zwei Papas

Es entstand eine kleine Diskussion, nachdem eines der Kinder äußerte, dass es in einer Familie lebe, weil die Eltern noch zusammen sind und das selten sei. Daraufhin erwiderte ein anderes Kind, dass es auch eine "richtige" Familie habe, obwohl die Eltern getrennt sind. Das andere Kind antwortete daraufhin, dass es nicht so gemeint gewesen und dass das natürlich auch eine richtige Familie sei!

Anschließend kündigte Moritz an, dass wir noch ein weiteres neues Gesicht kennenlernen würden, da uns Richard, der Onkel eines Kindes aus unserer Gruppe, heute Nachmittag besuchen würde, um uns sein selbstgeschriebenes Buch "Ole muss zur Schule" vorzulesen.
Die 10 Kinder, welche die Geschichte hören wollten, versammelten sich in der Leseecke und Richard las folgende Geschichte vor:

 Ole kommt bald in die Schule, auf die er sich eigentlich sehr freut - wäre da nicht das Problem mit seinem Namen... Denn seine Eltern haben ihm bei seiner Geburt den Namen "Caroline" gegeben. Ole ist aber nicht Caroline - er ist mit Leib und Seele Ole und das schon immer! Deshalb beschließt er mit seinem Freund sich auf die Suche nach dem Klassenbuch zu machen, um dort den Namen von Caroline in Ole zu ändern. Auf ihrer Suche nach dem Klassenbuch befragen sie den Postboten und auch die Bibliothekarin, ob sie nicht eine Idee hätten, wo sie das Klassenbuch finden könnten, um den richtigen Namen einzutragen. Dabei erfahren sie von der Bibliothekarin, dass es in Albanien sogenannte Burrneshas gibt - Menschen, die als Mädchen geboren wurden, aber als Jungen und später als Männer leben! Ole ist froh, dass er nicht der einzige ist, dem es so geht!
Schließlich gehen sie in ihre zukünftige Schule und schildern dem Direktor das Problem. Als dieser erfährt, dass Ole eigentlich als Mädchen auf die Welt kam und deswegen auch offiziell Caroline heißt, ist er nicht bereit den Namen im Klassenbuch zu ändern - schließlich muss alles seine Ordnung haben. Ole und sein Freund sind nach diesem Besuch vollkommen am Boden zerstört und all die Dinge, die ihnen sonst so viel Spaß bereiten, machen ihnen heute gar keine Freude!
Als Ole am Abend traurig nach Hause kommt, sind der Briefträger und die Bibliothekarin auch da. Sie sitzen mit Mama in der Küche. Mama sagt, dass es Ole wohl sehr wichtig sei, dass sein richtiger Name, nämlich "Ole", im Klassenbuch stehe und deshalb werde sie sich darum kümmern, dass dies so geändert wird.

Während Richard das Buch vorlas stellten die Kinder auch immer wieder Fragen, beziehungsweise zeigten Reaktionen, die ich hier zusammenfassend darstellen möchte:

- Ole heißt eigentlich Caroline. Die Kinder reagieren mit einem "Häh" und ein Kind erklärt: "Ole wurde eigentlich als Mädchen geboren!"

- Daraufhin fragt ein anderes Kind nach: "Wurde der als Mädchen geboren und will ein Junge sein?"

- Ein Kind schlägt folgenden Lösungsvorschlag für Ole`s Problem vor: "Warum machen die es nicht einfach so, dass sie nicht sagen, dass Ole ein Mädchen ist?"
Richard erwidert daraufhin: "Weil es in den offiziellen Papieren so drin steht und es deswegen nicht geheim ist."

- Ein anderes Kind fasst noch einmal zusammen: "Aber vielelicht ist es einfach so, dass er als ein Mädchen geboren wurde, aber ein Junge sein will."
Richard antwortet: "Ja, vielelicht ist das einfach so."

- Richard zeigte den Kindern ein Foto von einer Burrnesha. Daraufhin fragt ein Kind: "Heißt das, wenn er die Hosen runterzieht, sieht man keinen Pimmel, sondern wie bei einem Mädchen?"
Richard bestätigt dies.

- Ein anderes Kind fragte sich: "Wie sieht Ole eigentlich aus?"

Bild einer Burrnesha:


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